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Beethoven an Josephine von Brunsvik

Von EwigerBrunnen01 Donnerstag 02.05.2024, 08:10

[Teplitz, 6./7. Juli 1812] - am 6ten Juli morgens. –

Mein Engel, mein alles, mein Ich. – Nur einige Worte heute, und zwar mit Bleystift (mit deinem) – erst bis morgen ist meine Wohnung sicher bestimmt, welcher Nichtswürdiger Zeitverderb – warum dieser tiefe Gram, wo die Nothwendigkeit spricht – Kann unsre Liebe anders bestehn als durch Aufopferungen, durch nicht alles verlangen, kannst du es ändern, daß du nicht ganz mein, ich nicht ganz dein bin? –
Ach Gott blick in die schöne Natur und beruhige dein Gemüth über das müßende – die Liebe fordert alles und ganz mit Recht, so ist es mir mit dir, dir mit mir – nur vergißt du so leicht, daß ich für mich und für dich leben muß, wären wir ganz vereinigt, du würdest dieses schmerzliche eben so wenig als ich empfinden. –
Meine Reise war schrecklich ich kam erst Morgens 4 Uhr gestern hier an. Da es an Pferde mangelte, wählte die Post eine andre Reiseroute, aber welch schrecklicher Weg, auf der vorletzten Station warnte man mich bey Nacht zu fahren, machte mich einen Wald fürchten, aber das reizte mich nur – und ich hatte Unrecht, der Wagen muste bey dem schrecklichen Wege brechen, grundloß, bloßer Landweg, ohne 2 solche Postillione, wie ich hatte, wäre ich liegen geblieben unterwegs. –
Esterhazi hatte auf dem andern gewöhnlichen Wege hierhin dasselbe Schicksaal, mit 8 Pferden, was ich mit vier. – Jedoch hatte ich zum Theil wieder Vergnügen, wie immer, wenn ich was glücklich überstehe. –
Nun geschwind zum innern vom äußern, wir werden uns wohl bald sehn, auch heute kann ich dir meine Bemerkungen nicht mittheilen, welche ich während dieser einigen Tage über mein Leben machte – wären unsre Herzen immer dicht aneinander, die Brust ist voll, dir viel zu sagen. – Ach es gibt Momente, wo ich finde daß die Sprache noch gar nichts ist. –
Erheitre dich – bleibe mein treuer einziger Schatz, mein alles, wie ich dir. Das übrige müßen die Götter schicken, was für uns seyn muß und seyn soll. –

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